Angelo Michel wird seiner Favoritenrolle gerecht und gewinnt die ersten beiden Rennen des ADAC Tourenwagen Junior Cup Digital. Doch die Erkenntnis aus der Motorsport Arena Oschersleben ist: Fahrer aus allen drei Kategorien sind aus eigener Kraft siegfähig!
Der mit Spannung erwartete Auftakt des ADAC Tourenwagen Junior Cup Digital hielt das, was erwartet wurde: Die 40 Pilotinnen und Piloten aus drei Kategorien (Simracer, ADAC-Ortsclubspiloten und Realfahrer) sorgten im ganzen Feld für fast pausenlose Action und spektakuläre Überholmanöver bei fairem Racing.
Der in Zusammenarbeit mit Virtual Racing e.V. auf die Simulation Assetto Corsa übertragene 150 PS starke VW up! GTI überraschte selbst Simracing-Profis positiv. Denn schnell zeigte sich, dass der Fronttriebler einen sehr eigenen Fahrstil erfordert, den auch Profi-Simracer als spannende Herausforderung beschreiben.
Letztlich gab es einen Favoritensieg, denn Simracing-Profi Angelo Michel gewann beide Rennen in der Motorsport Arena Oschersleben. Doch so überlegen, wie die Ergebnisse es mit zwei Poles und zwei Siegen aussehen lassen mögen, war es ganz und gar nicht. Denn in beiden Rennen musste er um seinen Sieg bis zur letzten Minute hart kämpfen.
1. Rennen: Michel und Rörig im Dogfight
Schon im ersten Qualifying hielt lange Zeit Maximilian Rörig (MSC Wahlscheid) die Spitze. Michel fing ihn erst in letzter Sekunde ab und holte sich die Pole-Position mit 0,046 Sekunden Vorsprung. Das sollte sich als entscheidend erweisen, denn er verteidigte im Rennen die Spitzenposition vom fliegenden Start bis ins Ziel.
Das war allerdings beileibe kein Spaziergang, denn Rörig folgte ihm das ganze Rennen über wie ein Schatten. Im letzten Renndrittel begann der Youngster vom ADAC Nordrhein, der aus dem Automobilslalom kommt und bereits einige reale Rennen bestritten hat, mit ernsthaften Angriffen auf Michel. Das Duell zwischen den beiden Spitzenfahrern zog sich teilweise über mehr als eine Runde hin, in der die Linien immer wieder gekreuzt wurden.
Michel musste seine ganze Erfahrung einsetzen, um die pausenlosen Angriffe bis in die letzte Runde abzuwehren, was ihm letztlich gelang. „Das war wirklich an der Grenze, denn er kam aus den Kurven irgendwie deutlich besser raus als ich. Da musste ich wirklich alles in die Waagschale werfen“, sagte Michel nach dem Rennen.
Rörig konnte sich am Ende nicht mehr komplett auf die Angriffe auf Michel konzentrieren, weil durch das harte Duell in der Schlussphase Dean Olbrich (MSC Oschersleben e.V.) und Leon Hasenkamp (Lübbecker Automobil-Club e.V. im ADAC) auf das Spitzenduell aufschlossen. Olbrich hatte sich in der Startphase den dritten Platz von Hasenkamp geschnappt und brachte diesen ins Ziel.
Auch Platz fünf landete mit Maxim Felix Dacher (ADAC Sachsen) der beste reale Pilot des ADAC Tourenwagen Junior Cup. Der 18-Jährige ließ seine Erfahrung aus der realen Serie einfließen, indem er vom achten Startplatz bis auf den fünften Platz nach vorn fuhr – auf einer Strecke, auf der Überholen traditionell als schwierig gilt. Dabei duellierte er sich unter anderem mit Maurice Brinkmann (ADAC Westfalen), der als Achter zweitbester Realfahrer wurde.
2. Rennen: Michel macht das Doppel
Angelo Michel sicherte sich auch im zweiten Rennen die Pole, diesmal mit einem etwas größeren Vorsprung von 0,116 Sekunden auf Rörig. Zur Neuauflage des Duells aus dem ersten Rennen kam es aber nicht, weil Rörig beim stehenden Start zu früh anrollte und eine Durchfahrtsstrafe absitzen musste. Damit war nur noch der 23. Platz möglich.
Michel konnte erneut nicht einfach davonfahren. Diesmal heftete sich mit Jan Noller (Noller Racing) ein Realfahrer an seine Fersen, der sich als Dritter qualifiziert hatte. Das Duo blieb das ganze Rennen über zusammen, bis Noller in der vorletzten Runde einen Fehler machte und drei Sekunden verlor.
„Ich habe versucht, einen besseren Exit zu bekommen, mich dabei aber leicht weggedreht. Kompliment an Angelo, das hat er wirklich gut verteidigt“, kommentierte Noller, der sich den Sieg in der Klassenwertung der realen Fahrer sicherte.
Dass er dabei seinen zweiten Platz hielt, lag daran, dass sich Finn Grube (AMC Ingelheim Eagles eSports) und Dean Olbrich ein spektakuläres Duell um Rang drei lieferten, in dessen Zuge Grube sich mit einem Überholmanöver durchsetzen konnte und so den Klassensieg bei den Ortsclubsfahrern holte. Leon Hasenkamp war ebenfalls noch Teil dieses Pakets. Er war vom siebten Startplatz gekommen, zu einem Angriff auf das Podest reichte es am Ende knapp nicht mehr.
Der ADAC Tourenwagen Junior Cup Digital ist damit fulminant in seine erste Saison gestartet. Als nächstes steht am 17. Dezember der zweite Lauf auf der Sprintstrecke des Nürburgrings auf dem Programm.
